Patientenorganisationen und Medizinexperten sind in großer Sorge um die künftige Behandlung herzkranker Kinder mit kindgerechten Medizinprodukten, wie kleinen Ballonkathetern, größenmäßig geeigneten Herzschrittmachern usw. Vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern konnte bislang mit Herzkatheter-Interventionen und Operationen am offenen Herzen erfolgreich geholfen werden. Und zwar u.a. auch mit kindgerechten Medizinprodukten. Beispielsweise bei einem Katheter-Eingriff mit hauchdünnen Schläuchen konnte den herzkranken Kindern oft eine Operation am offenen Herzen erspart und so die Risiken von Narkose und anschließender Intensivbehandlung drastisch reduziert werden.
Mangel an kindgerechten Medizinprodukten
„Das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“
Viele teilweise lebensnotwendige kindgerechte Medizinprodukte für angeborene Herzfehler verschwinden jedoch derzeit oder in naher Zukunft vom Markt. Deren aufwändige Produktion bei einer zahlenmäßig eher kleinen Patientengruppe ist aufgrund der geringen Stückzahlen wirtschaftlich nicht attraktiv – vor allem, seit die neue EU-Medizinprodukteverordnung greift. Diese sieht eine jährliche Rezertifizierung, also aufwändige Prüfungen und Studien, teilweise auch für bereits lang-bewährte Produkte vor. Wenn Hersteller darum auf die Produktion von Stents für Babys und passgenaue Herzschrittmacher für kleine Kinder künftig ganz verzichten, sind für die Behandlung dieser Kinder erhebliche Rückschritte und erhöhte Sterbezahlen zu befürchten. Dass Kinder und/oder ihre Eltern bei der klinischen Erprobung von Medizinprodukten detailliert und transparent über Chancen und Risiken aufgeklärt werden müssen, versteht sich von selbst. Aber der größtmögliche Schutz der kleinen Patienten und das Anrecht auf eine medizintechnologische Behandlung nach neuestem Stand der Wissenschaft darf kein Widerspruch sein. Herzkranke Kinder und Erwachsene dürfen nicht vom medizinischen Fortschritt abgekoppelt werden. Sie sind noch ihr ganzes weiteres Leben darauf angewiesen.
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Interview mit EMAH Kai
Kai, du bist ein EMAH (Erwachsener mit angeborenem Herzfehler) und bekommst die Verknappung von Medizinprodukten am eigenen Leib zu spüren. Was ist passiert?
Als du noch ein Kind warst, gab es noch nicht so viele Medizinprodukte. Von welchen hast du dank des medizinischen Fortschritts profitiert und was ist dir dadurch erspart geblieben?
Was rätst du anderen besorgten Eltern und EMAHs?
Die Ärzte sagen alle, dass ich einen riesigen Schutzengel hatte.”
Unsere Fragen hat Kai direkt aus dem Krankenhaus beantwortet.
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