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Dr. Ulrike Bauer

Ärztin
Geschäftsführerin des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler und des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler (NR AHF)

www.herzregister.de
www.kompetenznetz-ahf.de

Frau Dr. Bauer, was ist eine Endokarditis und wie entsteht sie?

„Endokarditis nennt man eine Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen. Die bakterielle Endokarditis, von der wir hier sprechen, wird durch Bakterien verursacht. Die Bakterien greifen die Herzinnenhaut, das Endokard, an.“

Was müssen Patienten mit angeborenen Herzfehlern (AHF) über Endokarditis wissen?

„Manche Patienten mit angeborenem Herzfehler haben ein erhöhtes Risiko, an einer Endokarditis zu erkranken. Die Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen ist lebensbedrohlich. Doch viele sind nicht ausreichend darüber informiert.“

Eine Studie auf Basis der Daten des NR AHF zeigt: Viele schätzen ihr Endokarditis-Risiko nicht richtig ein. Woran machen Sie das fest und woran liegt es?

„Unter der Leitung von Oktay Tutarel vom Deutschen Herzzentrum München haben wir rund 1.450 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) befragt. Ein Viertel der Patienten unterschätzte oder überschätzte das eigene Risiko und kannte sich auch mit der richtigen Vorbeugung durch Antibiotika nicht aus. Unser Fazit: Es wird schlicht zu wenig mit dem behandelnden Arzt gesprochen. Auch fragen viele Ärzte und Zahnärzte nicht aktiv nach oder ziehen den behandelnden Kardiologen zu Rate. Für Menschen mit bestimmten angeborenen Herzfehlern kann das lebensbedrohlich ausgehen.“

Wer ist besonders gefährdet?

„Patienten, deren Herzfehler mit einer biologischen oder künstlichen Herzklappe korrigiert wurde, haben ein erhöhtes Risiko, an einer bakteriellen Endokarditis zu erkranken. Zur Risikogruppe gehören auch Patienten mit einer verminderten Sauerstoffsättigung des Blutes, also einer bestehenden Zyanose oder Patienten, die bereits eine bakterielle Endokarditis durchgemacht haben.“

Warum ist das so gefährlich?

Das Endokard kleidet die Herzhöhlen aus. Wenn sich die Bakterien ausbreiten, kommt es zu Gebilden aus Blutplättchen, Gerinnungsstoff, Entzündungszellen und Bakterien, die die Herzklappen und das umliegende Gewebe zerstören. Das Herz kann dann nicht mehr richtig arbeiten.

Warum steigt gerade bei einem zahnärztlichen Eingriff das Risiko?

In der Mundhöhle tummeln sich viele Bakterien, von denen die meisten dazu dienen, Krankheitserreger abzuwehren und unsere Schleimhäute zu schützen. Bei einem Eingriff, der mit Verletzungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut einhergeht, können Bakterien aus der Mundhöhle in den Blutkreislauf geraten. Und da richten sie dann Unheil an.

Was kann ich vorbeugend tun?

Das allerwichtigste ist, mit dem behandelnden Arzt über den angeborenen Herzfehler zu sprechen und sich vom Kardiologen darüber aufklären zu lassen, ob man tatsächlich zur Risikogruppe gehört. Nur wenn das der Fall ist, sollte man vor einem solchen Eingriff Antibiotika einnehmen. Zudem gibt es einen entsprechenden Pass, der jedem behandelnden Arzt und Zahnarzt Auskunft über das Risiko gibt.

Wie riskant ist das Stechen eines Tattoos oder eines Piercings, bei dem ja auch die Haut verletzt wird?

Hoch riskant! Das gilt laut Bundesinstitut für Risikobewertung schon aufgrund der beim Tätowieren in die Haut eingetragenen Farbpigmente. Deren Nanopartikel wandern offenbar in andere Körperbereiche wie etwa die Lymphknoten. Beim Tätowieren und beim Piercen gelangen zudem rasch Bakterien in den Blutkreislauf. Menschen mit angeborenem Herzfehler, die zur Risikogruppe gehören, ist daher dringend davon abzuraten.

Kontakt:
Nationales Register für angeborene Herzfehler
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

Tel.: +49 (0) 30 4593 7277
Mobil: +49 (0) 175 2604260
Mail: presse@herzregister.de

Weitere Informationen

Comic "Unter die Haut"

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