Natascha W., Anfang 20
Natascha lebt seit Geburt mit einem Herzfehler, genauer gesagt mit einer Trikuspidalklappenatresie, bei dem die Trikuspidalklappe verschlossen, und die rechte Herzkammer infolgedessen unterentwickelt ist.
Sie ist eine echte Frohnatur, geht sehr positiv damit um und ist damit ein echtes Vorbild für andere Menschen, die mit einem Herzfehler leben.
Wir durften sie zu einem kleinen Interview treffen. Ihre lebensbejahende Einstellung ist ansteckend und macht Mut!
Fotos Copyright Saskia Frietsch, Projekt Grenzenlos: Instagram
Du lebst mit einem angeborenen Herzfehler nach dem Motto „herzkrank geboren – ein lebenslanger Weg“. Was war bisher Dein eindrücklichstes Erlebnis? Was hat Dir immer wieder Mut gemacht?
Bisher gab es nur ein Ereignis, bei dem ich wegen meines Herzfehlers diskriminiert wurde. In der 8. Klasse stand eine Ski-Freizeit an. Aufgrund meines Herzfehlers und der Einnahme von Marcumar durfte ich zu der Zeit kein Ski fahren. Einer der mitfahrenden Sportlehrer teilte mir mit, dass ich nicht mitfahren darf, weil ich ja kein Ski fahren darf. „Es fahren nur die mit, die Ski fahren.“ Das habe ich bis heute nicht verstanden, da ich ja wollte, aber nur aus gesundheitlichen Gründen nicht durfte. Ein Mitschüler, der sich ein paar Wochen zuvor den Arm gebrochen hatte, durfte allerdings mitfahren obwohl auch er kein Ski fahren konnte. Am Ende haben sich meine damalige Klassenlehrerin und mein ehemaliger Schulleiter aber so toll für mich eingesetzt, dass ich dann doch mit durfte!
Andere eindrückliche Erlebnisse hatte ich jedoch mit einer anderen Einschränkung: durch eine Fehlbildung hatte ich 1,5 Wirbel zu viel in meinem Körper. Dadurch hat sich eine starke Skoliose gebildet. Diese hat mich ca. 15 Jahre lang begleitet und war irgendwann so stark zu sehen, dass mich die Leute teilweise “Quasimodo” nannten und mein Buckel eigentlich gar nicht mehr zu verstecken war. Leider wurde ich deswegen auch gemobbt und diese Zeit war sehr schwierig für mich. Die Wirbel mussten vor etwa fünf Jahren operativ entfernt werden, sonst hätte sich der Rücken irgendwann so stark gekrümmt, dass die Organe zerquetscht worden wären. Bedingt durch meine Herzprobleme war diese OP sehr kompliziert und erforderte im Vorfeld einige Untersuchungen ob diese OP überhaupt stattfinden konnte.
Durch meine großen Narben auf der Vorder- und Rückseite könnte man fast denken, mein Körper wäre von einem riesigen Speer durchbohrt worden (lacht). Ich bin ein Bauch- und Herzmensch. Mein Herz begleitet mich mein Leben lang. Und da ich so eine besondere Beziehung zu meinem Herz pflege, habe ich mir ein anatomisches Herz tätowieren lassen.
Du hattest schon mehrfach Berührungspunkte mit dem BVHK. Was hast Du dabei „mitgenommen“?
Du hast beim Projekt „Grenzenlos“ mitgewirkt. Wie kam es dazu?
Du bist Anfang 20 und hast schon sehr viel erlebt. Gab es für Dich schon mal größere Krisen, und wie ist Deine weitere Lebensplanung?
Ich schaue positiv nach vorne. Natürlich habe ich – wie die meisten Menschen – eine Lebensplanung. Zunächst möchte ich meine Ausbildung erfolgreich abschließen. Darüber hinaus habe ich mich intensiv in die Fotografie eingearbeitet, und hiermit möchte ich mich weiterentwickeln. Und natürlich möchte ich irgendwann auch Kinder haben.
Dank des medizinischen Fortschritts erreichen 95 % der herzkranken Kinder das Erwachsenenalter – eine erfreuliche Entwicklung mit Langzeitwirkung! Was muss sich noch ändern?
Was sich noch ändern muss? Ich finde, vor allem müssen sich die Menschen ändern!
Mir fehlt im Alltag häufig die Menschlichkeit und die Akzeptanz, dass manche eben anders sind als der Großteil der Bevölkerung.
Welche Botschaft möchtest Du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Steh auf und denke positiv.
Du kannst auf Deinen Weg, den bereits hinter Dir hast, stolz sein.
Und Du kannst aus Fehlern lernen und sogar darauf aufbauen.
Und vergiss nie, zu „leben“.
Vielen Dank für das Interview!